Niederungen. 61
vielen Strudel wegen gefährlich. Häufig tritt die Bode über die flachen
Ufer und überschwemmt Acker und Wiesen.
d) Die Aller.
Die Allerquellen liegen am westlichen Abhänge des Alvenslebener
Höhenzuges, am Nordrande des Hohenholzes. Die Rücken des Höhen-
zuges scheidet sie von den Gewässern der Elbe. Der Alvenslebener
Höhenzug wird somit zu eiuer Wasserscheide zwischen der Elbe
und der Weser. Die Aller gehört nur einige Meilen unserem Gebiete
an. Hier fließt sie an W a lb e ck , Weferlingen und Obisfelde
vorüber.
C. Sprache, Kitten und Gebräuche der Bewohner.
Die Bewohner sind Niederdeutsche. Die Sprache des gemeinen
Mannes ist ein Gemisch von Platt- und Hochdeutsch. Die gebildeten
Leute sprechen Hochdeutsch, d. h. so, wie allgemeiu geschrieben und
gedruckt wird. In den verschiedenen Gegenden wird aber das Platt-
deutsche verschieden gesprochen, so daß man an der Aussprache die Heimat
des Sprechers erkennen kann. Jede Gegend hat ihren besonderen Dialekt.
Die Ortsendung „leben" spricht der Volksmund „lä", z. B. Groten
Ammslä, Do(de)lä. Die Bewohner dieses Gebietes zeigen sich im all-
gemeinen im Handeln vorsichtig, im Festhalten zäh, sind etwas recht-
haberisch und starrköpfig, wenn sie ihr Recht verletzt glauben. Der Börde-
bewohner läßt gern einen Taler springen, wo es die Ehre und das An-
sehen seines Hauses und seiner Person erfordern. Bei seinen Schützen-
und Kriegerfesten geht es hoch her; jedoch in Not hilft er gern.
Die bedeutenden Fortschritte im Maschinen- und Fabrikwesen, in der
Ackerwirtschaft und dem Gartenbau und die vielen Eisenbahnen haben
gerade diese Gegend so verändert, daß das Altertümliche dem Neuen
allenthalben gewichen ist. Die Häuser sind aus Mauer- oder Bruch-
steinen aufgeführt und mit Ziegeln (Biberschwänzen oder Krempziegeln)
oder Schiefer gedeckt. Nur in den Orten am Harze, die weniger an leb-
haften Verkehrsstraßen liegen, erhielten sich noch viele altertümliche
Bauwerke, Sitten und Gebräuche. Schön erhaltene altertümliche Bau-
werke mit reicher Holzschnitzerei findet man besonders in Halberstadt
(Rathaus, Ratskeller, Schuhhof), Quedlinburg (Rathaus und Um-
gebung), Aschersleben, Osterwieck. In Kleidung, Sitte und Beschäftigung
stechen von den Anwohnern die Bewohner von Westerhausen bei Quedlin-
bürg ab. Sie scheinen Nachkommen niederländischer Kolonisten zu sein,
die einst den nahen großen Bruch entwässerten. Ihre Hauptbeschäftigung
ist der Zwiebelbau, der ihnen auch den Namen „Zwiebelbauern" eintrug.
Die Männer gehen in blauen Kitteln und grauen Gamaschen mit der
Kiepe auf dem Rücken in die nahen Ortschaften oder bieten ihre Waren
auf den Märkten feil.
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
Deutschland.
Deshalb war das Deutsche Reich von jeher das wichtigste
Land des Erdteiles. Durch Deutschland bahnte sich der
Handelsverkehr des Nordens mit dem Süden, des Westens
mit dem Osten seit Jahrhunderten bis auf den heutigen
Tag seine Pfade, und trotz der geringen Entwickelung
unserer Küste hat deutsche Kraft und Ausdauer auch unserer
Schiffahrt einen Platz unter den ersten Seemächten der
Erde gesichert. — Kein anderes Land ist aber auch so oft
der Schauplatz allgemein-enropäischer Kriege gewesen, und
kein anderes Reich ist durch natürliche Grenzen so wenig
geschützt wie das unsrige. Im S. und S.o. sind Gebirge
vorgelagert; im W. folgt unsere Grenze zwar den Vo-
gesen, läuft aber dann ohne sichernden Abschluß über
die Hochflächen jenfeit des Rheines, wo überhaupt der S.
und N. unseres Vaterlandes fast in einem gemeinsamen W.
aufgehen. Hier ist der Rhein, „Deutschlands Strom, nicht
Deutschlands Grenze", das einigende Band unseres Südens
^ und Nordens. Der O. unseres Reiches geht unmerklich in
das russische Flachland über, und nur Menschenhand hat
hier Grenzzeichen gesetzt. Auch der N. entbehrt da, wo
sich zwischen Ost- und Nordsee die jütische Halbinsel den
nordgermanischen Reichen wie eine Hand entgegenstreckt,
des natürlichen Schutzes. So beruht unsere Sicherheit
lediglich auf unserer Kraft, die sich vor allem in dem
einheitlichen, stets schlagfertigen Heere kuudgiebt, auf das
wir mit berechtigtem Stolze blicken, ohne uns in Selbst-
überhebung einzuwiegen. Unsere Wehrkraft hat aber ihre
Aufgabe nicht im Angriffe, sondern in der Verteidigung,
und das neue Deutsche Reich ist der zuverlässigste.bürge
des europäischen Friedens*).
4. Natürliche Einteilung, Bodenbildung und
Gewässer.**)
A. Überblick.
Das Deutsche Reich zeigt an seiner Oberfläche einen
reichen Wechsel der Bodenformen. Es zerfällt in eine
*) „Das deutsche Volk hat weder das Bedürfnis noch die
Neigung, über seine Grenzen hinaus etwas anderes als den^auf
gegenseitiger Achtung der Selbständigkeit und gemeinsamer Für-
derung der Wohlfahrt begründeten Verkehr der Völker zu er-
streben." Bismarck.
„Was Deutschland in einem halben Jahre mit seinen siegrerchen
Waffen errungen hat, das muß es eiu halbes Jahrhundert mit
Waffen schützen, damit es uns nicht wieder entrissen werde." Mollte.
„Nur ein mächtiges Deutschland in der Mitte von Europa
ist die Bürgschaft sür den europäischen Frieden." Moltke,
**) S. Fig. 29 und 30.
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer]]
TM Hauptwörter (200): [T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß]]
Extrahierte Personennamen: Bismarck Moltke
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Rheines Rhein Deutschlands Nordsee Deutschland Deutschland Europa
Niederungen. 7 5
vielen Strudel wegen gefährlich. Häufig tritt die Bode über die flachen
Ufer und überschwemmt Acker und Wiesen.
b) Die Aller.
Die Allerquellen liegen am westlichen Abhänge des Alvenslebener
Höhenzuges, am Nordrande des Hohenholzes. Die Rücken des Höhen-
zuges scheidet sie von den Gewässern der Elbe. Der Alvenslebener
Höhenzug wird somit zu einer Wasserscheide zwischen der Elbe
und der Weser. Die Aller gehört nur einige Meilen unserem Gebiete
an. Hier fließt sie an W a l b e ck , Weferlingen und Obisfelde
vorüber.
C. Sprache, Sitten und Gebräuche der Bewohner.
Die Bewohner sind Niederdeutsche. Die Sprache des gemeinen
Mannes ist ein Gemisch von Platt- und Hochdeutsch. Die gebildeten
Leute sprechen Hochdeutsch, d. h. so, wie allgemein geschrieben und
gedruckt wird. In den verschiedenen Gegenden wird aber das Platt-
deutsche verschieden gesprochen, so daß man an der Aussprache die Heimat
des Sprechers erkennen kann. Jede Gegend hat ihren besonderen Dialekt.
Die Ortsendung „leben" spricht der Volksmund „lä", z. B. Groten
Ammslä, Do(de)lä. Die Bewohner dieses Gebietes zeigen sich im all-
gemeinen im Handeln vorsichtig, im Festhalten zäh, sind etwas recht-
haberisch und starrköpfig, wenn sie ihr Recht verletzt glauben. Der Börde-
bewohner läßt gern einen Taler springen, wo es die Ehre und das An-
sehen seines Hauses und seiner Person erfordern. Bei feinen Schützen-
und Kriegerfesten geht es hoch her; jedoch in Not hilft er gern.
Die bedeutenden Fortschritte im Maschinen- und Fabrikwesen, in der
Ackerwirtschaft und dem Gartenbau und die vielen Eisenbahnen haben
gerade diese Gegend so verändert, daß das Altertümliche dem Neuen
allenthalben gewichen ist. Die Häuser sind aus Mauer- oder Bruch-
steinen aufgeführt und mit Ziegeln (Biberschwänzen oder Krempziegeln)
oder Schiefer gedeckt. Nur in den Orten am Harze, die weniger an leb-
haften Verkehrsstraßen liegen, erhielten sich noch viele altertümliche
Bauwerke, Sitten und Gebräuche. Schön erhaltene altertümliche Bau-
werke mit reicher Holzschnitzerei findet man besonders in Halberstadt
(Rathaus, Ratskeller, Schuhhof), Quedlinburg (Rathaus und Um-
gebung), Afchersleben, Ofterwieck. In Kleidung, Sitte und Beschäftigung
stechen von den Anwohnern die Bewohner von Westerhausen bei Quedlin-
bürg ab. Sie scheinen Nachkommen niederländischer Kolonisten zu sein,
die einst den nahen großen Bruch entwässerten. Ihre Hauptbeschäftigung
ist der Zwiebelbau, der ihnen auch den Namen „Zwiebelbauern" eintrug.
Die Männer gehen in blauen Kitteln und grauen Gamaschen mit der
Kiepe auf dem Rücken in die nahen Ortschaften oder bieten ihre Waren
auf den Märkten feil.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau]]
TM Hauptwörter (200): [T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
37.
Die Germanen vor der Vlkerwanderung.
(S. Karte V.)
1. Das alte Deutschland. Die ltesten Nachrichten der Land und Volk der Deutschen haben wir von den Rmern erhalten. Sie nannten Germania das Land vom Rheine bis der die Weichsel hinaus und von der Donau bis zur Nord- und Ostsee. Das Land auf der linken Rheinseite bis zu den Vogesen wurde von ihnen zu Gallien gerechnet, obwohl es von germanischen Vlkerschaften bewohnt war. Die Rmer schildern Germanien als ein rauhes, grtenteils mit Wald bedecktes Land. Namentlich heben sie den hercynischen Wald hervor, der die vom Schwarzwald durch Mittel-deutschland bis zu den Karpathen reichenden Gebirge umfate und sich 60 Tagereisen in die Lnge und 8 in die Breite erstreckte. Eine Menge Wild hauste im Dickicht der Urwlder: Auerochsen, Elentiere, Bren, Wlfe, Eber.
2. Abstammung und Vlkerschaften der Germanen. Die Ger-meinen, ein Zweig der groen indo-europischen Vlkerfamilie, waren in alter Zeit aus Hochasien eingewandert; sie waren ein unverrnifchtes, reines, nur sich selbst hnliches" Volk. Durch hohe kraftvolle Gestalt, khn blickende blaue Augen und rotblondes Haar unterschieden sie sich von den sdlicher wohnenden Vlkern. Der Name Germanen, der wahrscheinlich Nachbarn" bedeutet, wurde ihnen zuerst in Gallien, dann von den Rmern beigelegt. Der Name Deutsche ist erst um die Wende des 9. u. 10. Jahrhunderts aufgekommen; bis dahin hatten sie selber keinen das ganze Volk umfassenden Namen, sondern nur Namen fr die einzelnen Vlkerschaften, in die sie zerfielen. Dieser Vlkerschaften gab es eine groe Menge. Unter ihnen ragten im westlichen Deutschland hervor: die Cherusker an der Weser, die K at t en in Hessen, die Friesen in Holland. Im Osten war der Stamm der Sueben ausgebreitet, zu dem die Langobarden am linken User der Elbe, die V a n d a l e n am Riesengebirge, die G o t e n an der Weichet mndung gehrten.
3. Lebensweise und Sitten. Die alten Germanen waren ein zwar noch rohes, aber naturkrftig-gesundes, reich begabtes, frisch aufstrebendes Volk. Gute Sitten vermochten bei den alten Deutschen mehr, als anderswo gute Gesetze." Als Hauptzge ihres Charakters werden genannt: un-bndiger Mut, Freiheitsinn, Heimatliebe, Wander- und Beutelust, Achtung gegen die Frauen, Gastfreundschaft, Treue und Redlichkeit, dabei Trunk-liebe und Spielsucht. Wohnung, Kleidung, Speise waren einfach; die Waffen waren ihr liebster Schmuck; die Hauptbeschftigung war Jagd und Krieg; das Hauswesen und den Feldbau leiteten die Frauen.
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß]]
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Rheine Donau Ostsee Gallien Germanien Schwarzwald Gallien Deutschland Hessen Holland
2
Einleitung.
I. Die Deutschen vor der Vlkerwanderung.
2. (65.)
Land und Volk.
1. Das alte Deutschland. Die ltesten Nachrichten der Land und Volk der Deutschen haben wir von den Rmern erhalten. Sie nannten Germania das Land vom Rheine bis der die Weichsel hinaus und von der Donau bis zur Nord- und Ostsee. Das Land auf der l i n k e n Rheinseite bis zu den Vogesen wurde von ihnen zu Gallien gerechnet, obwohl es von germanischen Vlkerschaften bewohnt war. Die Rmer schildern Germanien als ein rauhes, grtenteils mit Wald bedecktes Land. Namentlich heben sie denherzynischenwald hervor, der die vom Schwarzwald durch Mittel-deutschland bis zu den Karpathen reichenden Gebirge umfate und sich 60 Tagereisen in die Lnge und 8 in die Breite erstreckte. Eine Menge Wild hauste im Dickicht der Urwlder: Auerochsen, Elentiere, Bren, Wlfe, Eber.
2. Die Germanen: Abstammung und Vlkerschaften. Die Germanen, ein Zweig der groen indo-europischen Vlkerfamilie, waren in alter Zeit aus Hochasien eingewandert; sie waren ein unvermischtes, reines, nur sich selbst hnliches" Volk. Durch hohe, kraftvolle Gestalt, khn blickende blaue Augen und rotblondes Haar unterschieden sie sich von den sdlicher wohnenden Vlkern. Der Name Germanen, der wahrscheinlich Nachbarn" bedeutet, wurde ihnen zuerst in Gallien, dann von den R-mertt beigelegt. Der Name Deutsche ist erst um die Wende des 9. und 10. Jahrhunderts aufgekommen; bis dahin hatten sie selber keinen das ganze Volk umfassenden Namen, sondern nur Namen fr die einzelnen Vlker-schaften, in welche sie zerfielen. Dieser Vlkerschaften gab es eine groe Menge. Unter ihnen ragten im westlichen Deutschland hervor: die Cherusker an der Weser, die Katten in Hessen, die Sigambrer an der Ruhr, die Friesen in Holland. Im Osten war der Stamm der Sueben ausge-breitet, zu welchem die Semnonen in Brandenburg, die Langobarden am linken Ufer der Elbe bei Lneburg, die Bandalen am Riesengebirge, die Goten an der Weichselmndung gehrten.
3. (66.)
Lebensweise, Sitte und Verfassung.
1. Lebensweise und Sitten. Die alten Germanen waren ein zwar noch rohes, aber naturkrftig gesundes, reich begabtes, frisch aufstrebendes Volk.
Gute Sitten vermochten bei den alten Deutschen mehr, als anderswo gute Gesetze." Als Hauptzge ihres Charakters werden genannt: unbn-
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Rheine Donau Ostsee Gallien Germanien Schwarzwald Gallien Deutschland Hessen Holland Brandenburg Lneburg
75
zunehmen, und fallen stell gegen die nordwärts vorliegende Ebene
und ins Beczwa-Thal ab. Ihr höchster Gipfel erreicht die Höhe
von 5500'. — Die kleinen Karpathen sind niedere, nur etwa
1500 bis 2000' hohe, bewaldete Bergzüge mit verschiedenen Na-
men, welche gegen die March und Waag zum Lheil scharfe Abhänge
bilden. —
Die Thäler haben in dem ungarisch-karpathischen Hochlande
eine ganz andere Form und Bedeutung erhalten, als im transsylva-
nischen, wo die.aluta, Samosch,-Körösch, -Marosch große
Längenthälcr bilden, deren Richtung und Beschaffenheit die Glie-
derung der Randgebirge bedingt, indem die Körösch und Marosch
diesen Charakter bis zum Eintritt ins Tiefland behalten, Aluta und
Samosch aber, mittelst tiefer Querspalten, aus dem Hochlande
ins Tiefland hervorbrechen; jedoch heben sie die physische Einheit
und Abgeschlossenheit ihres oberen Stufenlandes nicht auf. — Die
Thäler des-Hernad, der Gran,. Waag,-Arva, des-Donajec
und-Poprad bilden dagegen, vermöge ihrer großen Breite, die
Kultur - Centra, vermöge ihrer Offenheit und Aufgeschlossenheit, die
natürlichen Verbindungswege zwischen den einzelnen Theilcn des
Hochlandes und den benachbarten Ebenen, so daß jenes nur im
Norden unzugänglicher erscheint; die Thäler bedingen hier ebenfalls
zugleich die Gliederung des Hochlandes. —
/d. Kommunikationen. ■— Die Gangbarkeit der karpathischen
Mittelgebirge ist beschränkter, als ihre meist geringe Höhe erwarten
läßt. Die wichtigsten Pässe sind: der Teregovaer Schlüssel,
der Rothethurm-Paß, der Borgo-Paß im siebenbürgischen
Hochlande; — der Paß von Vereczke, der Paß von Uszok und
die Dukla-Pässe in dem karpathischen Waldgebirge; — die
Zipser-Pässe, der Paß von Dobschau, die Pässe von Altge-
birg, Dubova und Neumark, der-Jablunka-Paß u. m. a.
22. Centrale Mittelgebirgslandschaft; — deutsches
Bergland.
a. Das süd-deutsche Bergland. — Die Bergzüge Süd-
Deutschlands stehen auf einer gemeinschaftlichen, plateauartigen,
mehr oder minder ebenen Grundfläche, deren abs. Höhe im Allge-
meinen von S. gegen N. abnimmt.
aa. Die bayrisch-schweizerische Hochebene, im Mit-
tel 1000—1200' üb. d. M., an der unteren Aar unebener, als an
der oberen Donau, aber das allgemeine Niveau dort weniger hoch,
als hier, wo sich Höhen von 2000 — 2500', aber auch breite Ebc-
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß]]
TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien]]
r
27
B. Volks- und Staats-Verhältnisse,
a. Im Allgemeinen.
11. Einwohner-Anzahl. *)
Im österr. Dentschl. 12,017000 M.; auf 1 H>M. c. 3340 M.
i preuß. - 11,776000 - ; - c. 3500 -
- übrigen - . 16,767000 - ; - 3720 -
Im Ganzen': 40,560000 M.; auf Isljm. üb. 3530 M.
12. Abst ammung und Sprache. —' Deutsche bilden die Haupt-
masse des Volks, etwa 80, Slaven von verschiedenen Völkerschaften (im östl.
sösterr. und prcußz Deutschland) c. 16 Prozent der Gesammt-Bevölkerung. —
Außerdem italiänische Bewohner in den südlichen, französische und wal-
lonische in den westlichen Grenzlandcn. — Die Deutschen zerfallen sprach-
lich in Ober- n. Nieder-Deutsche. — Zu diesen gehören die Friesen, West-
phalen, Nieder-Sachsen und die übrigen Stämme des nördlichen, zu
jenen die Ober-Sachsen, Franken, Bayern, Oesterreicher, Schwa-
den, überhaupt alle deutschen Stämme des südl. Deutschlands.
13 — 15. Religion, Volksthümlichkeit u. Gesittung. Ueber 21
Mill. der Einw. sind Katholiken, gegen 18 Mill. gehören protestantischen Kon-
fessionen an; jene sind im südlichen, diese im nördlichen Deutschland vorherr-
schend. — Es giebt gegen 400000 Juden. — Die, durch ursprüngliche Anlage,
die Vorgeschichte und die Naturvcrhältnisse des Landes bedingten, Eigenthümlich-
keiten des Volkes zeigen, wie Deutschlands Boden und Klima, bei einer gewissen
Einartigkcit, zugleich eine große Mannigfaltigkeit der Erscheinungen. — Die Bil-
dung aller Volksklassen ist, mit Hülfe des in den meisten Staaten trefflich ein-
gerichteten Elementar-Schulwesens und einer großen Zahl von Gynniasien und
Universitäten, sehr vorgeschritten; deutsche Gelehrsamkeit ist weltberühmt, aber,
was wichtiger, auch die Sittlichkeit wird höher geschätzt, das Interesse an gei-
stigen und religiösen Dingen ist reger, der Sinn für Recht und Wahrheit leben-
diger, als sonst irgendwo. —
16. Alle Nahrungszweige blühen. Der Grad ihres Gedeihens und
die Art ihres Betriebes wird vorzugsweise durch Natur- und histor. Verhältnisse
bedingt. Daher ist der Ackerbau besonders in den Ebenen am Fuße der äu-
ßeren Gebirgsränder und in breiteren Gebirgsthälern, — die Viehzucht über-
all neben dem Ackerbau und außerdem, in eigenthüml. Art, aus Marsch- und
Alpenboden, — Fischfang u. Schifffahrt an Meeren und Flüssen heimisch rc.
— Daher schließen sich die technischen Gewerbe theilweis der physischen
Kultur an, theilweis — namentlich in ärmeren Gebirgs-, überhpt. in solchen Ge-
genden, deren Bodenertrag den Bedürfnissen der Bew. nicht genügt (das nieder-
österr. Donau-Thl., das nördl. Böhmen, die schlesischen Vorberge, die Oberlausitz,
Erzgebirge u. Voigtland, Thüringen und der Harz, Franken, die Berglande am
Ober-, Mittel- und Nieder-Rhein und ihre Umgebungen), also auch in den groß-
ßen Städten — erheben sie sich zu selbstständigen Industriezweigen der ver-
schiedensten Art. — Daher blüht der Handel vornehmlich in den durch vortheil-
*) Die Bevölkerungszahlen sind für Deutschland meist nach dem Stande des
Jahres 1843 u. in runden Zahlen angegeben worden, darum auch hier für
das preuß. Deutschl.; weiter unten folgt für Preußen das Hauptergebniß
der Zählung von 1846. —
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land]]
Extrahierte Ortsnamen: M. Deutschland Nieder-Deutsche Nieder-Sachsen Bayern Deutschlands Deutschland Deutschlands Nieder-Rhein Deutschland
140 Iv. Die geistigen Grundlagen der deutschen Kultur.
Die Hufen, die in der Regel ein nicht zu breites aber dafür
Ziemlich langes Stück Kulturland bez. zu kultivierendes Land
darstellten, waren ursprünglich weniger regelmäßig nach einem
bestimmten Plane abgeteilt, wenn sie sich auch meist aneinander
lehnten; späterhin wurde soviel wie möglich darauf gesehen, daß
die Schmalseite an einem Wege lag. Auf diese Weise wurden
unter anderm in den Marschgegenden von Friesland, an der
Weser und Elbe die Marschenhufen angelegt. Einem ähnlichen
Plane der Anlage folgten die Waldhufen oder Hagenhufen,
die zuerst aus dem Odenwald, Schwarzwald und Spessart
bekannt wurden. Mit diesen Kultur- und Siedlungsanlagen
sind vom 8. bis 12. Jahrhundert vereinzelte Strecken der Rhön,
fast Zusammenhängend aber alle Teile des Thüringerwaldes, das
Erzgebirge und die Sudeten mit ihren Vorbergen bis tief in die
Karpathen bedeckt worden. Ein typisches Beispiel eines Reihen-
dorfes mit Waldhufen aus Mitteldeutschland ist z. V. Frankenau
bei Mittweida. Zur Rodung der Waldungen auf unebenem
Eebirgs- und Hügelland wurde von Mitteldeutschland aus das
System der Wald- oder Hagenhufen nach Norddeutschland über-
tragen. So ist die Gegend nördlich von Hannover mit Wald-
Hufen besiedelt; ebenso wird im Norden Deutschlands ein großer
Teil Neumecklenburgs und Neupommerns und längs der Ostsee-
küste ein Strich bis im Osten von Köslin von ihnen eingenommen.
Sie heißen hier Hägerhufen oder auch westfälische Hufen.
Die slavischen Siedelungen sind zwar kleine, aber
überall dorfmäßige Orte. Sie haben durch ihre Planmäßigkeit,
und zwar in zwei bestimmten fast ausschließlich auftretenden
Formen, einen dem volkstümlich deutschen durchaus entgegen-
gesetzten Charakter. Die am meisten nach Westen vorgeschobenen
sorbisch-wendischen Stämme brauchten mit Vorliebe den Plan
des runden Dorfes oder Rundlings. Hierbei liegen die
Gehöfte eng angereiht im Kreise oder hufeisenförmig um einen
runden oder ovalen Platz, der ursprünglich nur einen Zugang
hatte. Hinter jedem Gehöft schloß sich nach außen ein keilförmig
sich verbreitender Vaumgarten an, der häufig noch gegenwärtig
mit hohem Holz bewachsen ist. Eine beinahe kreisförmig fort-
laufende Hecke umschließt das Ganze. Der zweite Plan, das
Straßendorf, mischte sich bei den Nordslaven im Westen der
Oder mit den Rundlingen, östlich der Oder aber herrschte es
fast ausnahmslos. In zwei eng gedrängten Reihen liegen die
Gehöfte an einer breiten Straße. Hinter sich haben sie in gleicher
Breite einen Grasgarten, der rückseitig durch eine meist in gerader
Linie fortlaufende Hecke gegen die Ackerflur abgeschlossen wird.
Die Endungen der Ortsnamen auf „itz", „au" geben einen
sprachlichen Hinweis auf alte Slavensiedelungen, sowohl Rundlinge
wie Straßendörfer.
Das Straßen- oder Reihendorf ist insofern nicht ganz
und gar slavisch, als die Deutschen bei der Kolonisation der
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Das Sächsische Bergland und die Leipziger Bucht. 75
Im industriereichen Vogtlande liegt Plauen, 121000 E., auf
einem Bergrücken an der Weißen Elster; es ist ein Hauptort für
Weißwaren (Baumwolle) und Stickerei.
3. Das Erzgebirge zieht in nordöstlicher Richtung bis gegen die
Elbe hin und fällt steil gegen Süden (zum Egertal), gegen Norden
dagegen sehr sanft ab. Auf seinem 150 km langen Rücken läuft die
Grenze zwischen Sachsen und Böhmen. Am höchsten erhebt es sich
im westlichen Teil. Die höchste Spitze, der Keilberg, 1240 m, liegt
auf böhmischer Seite. Das Erzgebirge besteht aus einer bis auf die
kristallinischen Schiefergefteine (namentlich Gneis) abgetragenen Masse,
welche von mächtigen Granitblöcken durchsetzt ist. An vielen Stellen
haben auch Eruptivgesteine die Masse durchbrochen. Durch die ge-
waltsame Zerreißung der Schichten wurde den unterirdischen Wassern
der Austritt ermöglicht. So entstanden am Südfuß des Gebirges
(in Böhmen) zahlreiche mineralische Quellen.
Das Gebirge ist sehr reich an Erzen. Die Erzgänge durch-
ziehen die Gneismassen in großer Zahl und enthalten Silber, Blei,
Eisen, Zinn u. a. Am wichtigsten sind die Erzlagerstätten bei Frei-
berg, 36000 E., wo Silbererze und Bleiglanz mit Zinkblende in
den Gängen gefunden werden. Die Einrichtungen der Freiberger
Bergwerke gelten als Vorbild für andere Bergwerke. Freiberg hat
auch eine berühmte Bergakademie und wie vom Harz sind auch vom
Erzgebirge Bergleute in alle Welt als Lehrer für den Bergbau ge-
rufen worden. Seit kurzem werden (infolge des niedrigen Silber-
Preises) hauptsächlich ausländische Silbererze verhüttet. Ein zweites
Silbergebiet, welches aber nur noch geringe Ausbeute liefert, ist bei
Annaberg und bei Joachimstal (letzteres in Böhmen).
Die Mulde zwischen dem Erzgebirge und dem Sächsischen Mittel-
gebirge ist von großer Wichtigkeit, weil sich darunter das große jäch-
fische Steinkohlenlager birgt. Die Kohle, die unter einer starken
Decke jüngeren Gesteins liegt, wird besonders bei Zwickau, 74000 E.,
und östlich davon abgebaut. Dieses Kohlenlager hat eine gewaltige
Industrie ius Leben gerufen und eine Reihe von Städten sind in
diesem Gebiete entstanden. Hier wohnen über 400 Menschen auf
1 qkm. Unter den Städten ist Chemnitz, 287000 E., ein Hauptsitz
des deutschen Maschinenbaues und der Baumwollfabrikation geworden.
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— 122 —
der Mondsichel in Tierköpfen. Huf der Tonplatte Fig. 121 war ursprünglich auch ein Mondbild befestigt. Zehr interessant ist die
Verzierung, die ohne Zweifel die Sonne darstellt. Huf Ton-gefätzen sind recht häufig Sonnenbilder angebracht (Fig. 121).
Beim Gottesdienst wurden wahrscheinlich auch gewisse kleine Bronzewagen verwendet. 3n dem Gebiete zwischen der 5*9' 12,)- mittleren Elbe und
Tonplatte mit Mondbild. (91. Hedinger, Archw f. Anthrop. 27.)
Gder fand man mehrere Stücke wie Fig. 122. Die auf der Deichseltülle und auf der Gabel durch Stiele befestigten Figuren sollen Dögel darstellen. Diese kleinen Vögelchen findet man überall auf hallstattzeitlichen Sachen. Sie sind aus Griechenland nach dem Norden gewandert. 3n ihrer Heimat erscheinen sie vom Hnfange des letzten Jahrtausends vor (Christo"massenhaft auf Tongefätzen, wandern dann nach Italien und von dort nach dem mittleren und nördlichen Europa.
Line andere Gruppe von Bronzervagen findet sich in Böhmen, Norddeutschland und Skandinavien, fjier trägt der vierrädrige Idagen einen Bronzekessel. Welche Rolle die oben genannten kleinen Wagen beim Gottesdienste gespielt haben, ist uns leider Ns- 121- . _ .
„ , Tonplatte mit Sonnendild. auf der früher ein Stand-
Völllg Unbekannt. bild befestigt war. (91. Hedinger a. a. D.)
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Extrahierte Ortsnamen: Griechenland Italien Europa Norddeutschland Skandinavien